Statement aus dem Bildungsausschuss zur Umsetzung des GaFöG
Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung an Grundschulen
Sehr geehrter Herr Kopp, sehr geehrte Frau Köllner,
vielen Dank für die Präsentation der umfassenden Vorlage. Wir treffen heute eine Entscheidung, die über viele Jahre Auswirkungen haben wird. Die Offenburger Grundschulen werden mit der erarbeiteten Variante 4b zu Ganztagsgrundschulen in Wahlform, eine Halbtagsbeschulung ist möglich, ein kommunales Betreuungsangebot an zwei Nachmittagen gibt es ebenfalls. Aus unserer Sicht wurde diese Variante bereits relativ früh im Prozess hier im Ausschuss favorisiert, es haben zahlreiche Beteiligungsprozesse mit unterschiedlichen Akteuren stattgefunden, möglichst alle wurden gehört. Auch unserer Kritik über die Kommunikationswege und der Forderung nach mehr Transparenz sind Sie mit den zusätzlichen Videokonferenzen nachgekommen. Hierfür nochmals herzlichen Dank.
Wir haben uns ausgiebig mit der Variante 4b befasst und zahlreiche Gespräche mit Eltern und Fachkräften geführt. Eines ist klar: In einer Stadt in der Größenordnung von Offenburg, werden wir es leider nie allen recht machen können. Deshalb müssen wir uns an den mehrheitlichen Rückmeldungen orientieren und auch der Kompetenz des Fachbereichs 9 vertrauen.
Mit großer Sorge betrachten wir den Wegfall der Frühbetreuung, da diese von vielen Familien für die Betreuung vor dem Unterricht in Anspruch genommen wird. Wir können nachvollziehen, dass die Verwaltung alle Kraft und alle Personalressourcen in die Umsetzung des Rechtsanspruchs setzen muss und freiwillige Leistungen zumindest zu Beginn nicht mehr oder kaum möglich sind. Als Alternative schlägt die Verwaltung die Förderung von Elterninitiativen vor, die selbstorganisierte Angebote machen sollen. Wir begrüßen diese Förderung, möchten aber hier gerne noch konkreter wissen, wie diese Förderung ausgestaltet werden wird. Ist hier ein Konzept in Arbeit? Wir wünschen uns hier mehr Verbindlichkeit und die feste Zusage der Stadtverwaltung, die Eltern hier nicht allein zu lassen.
Viele Eltern haben sich mit dem Wunsch an uns gewandt, eine Zwischenlösung analog zur VÖ-Betreuung in der Kita, beispielsweise bis 14 Uhr, zu entwickeln. Aufgrund des hohen Personalbedarfs von bis zu 300 Personen zur Deckung des Rechtsanspruchs sehen wir die Schaffung weiterer Angebote mit noch mehr Flexibilität als nicht realisierbar. Obwohl es sich mit der Variante 4b um eine stadtweit einheitliche Umsetzungsvariante handeln, sehen wir dennoch Flexibilität in der Umsetzung und der Inanspruchnahme für die Familien. Lassen Sie mich diese kurz ausführen:
Flexibilität für Eltern:
- Ganztagsschule mit Inanspruchnahme des kommunalen Betreuungsangebots an einem Nachmittag; Kind ist vier Tage ganztags betreut
- Ganztagsschule mit Inanspruchnahme des kommunalen Betreuungsangebots an zwei Nachmittagen; Kind ist fünf Tage ganztags betreut
- Ganztagsschule ohne Inanspruchnahme des kommunalen Betreuungsangebots; Kind ist drei Tage ganztags betreut, zwei Nachmittage zuhause
- Beschulung im Halbtag
- Mittagessen und Mittagsband im Ganztag an bis zu fünf Tagen
- Mittagessen und Mittagsband für Halbtagskinder bei Nachmittagsunterricht
- Ferienbetreuung an bis zu 50 Tagen
Auch für die Schulen besteht Flexibilität in der konzeptionellen Umsetzung des Ganztags:
Flexibilität für Schulen:
- 3 x 8 Stunden und 2 x 4,5 Stunden
- mehr als 3 Tage à 8 Stunden
- gebundene Ganztagschule
- Festlegung des Schulbeginns
- Änderung der Schulform nur mit Klasse 1 oder über mehrere Klassenstufen
- Die konzeptionelle Ausgestaltung des Ganztags- und Halbtagszweigs obliegt der jeweiligen Schule. Es sind individuelle Konzepte zur Umsetzung möglich.
Allein durch diese verschiedenen Möglichkeiten wird nochmals deutlich, dass der Personalbedarf hoch und der organisatorische Aufwand immens ist. Daher halten wir zusätzliche Angebote, wie nun auch die Grünen in ihrem Antrag fordern, für schwierig. Die Fraktion der Freien Wähler Offenburg würde zusätzliche Angebote eher im Bereich der Frühbetreuung vor dem Unterricht schaffen wollen, anstelle die Ressourcen in das Mittagessen zu investieren.
Um die Qualität der Ganztagsschulen zu erhöhen, soll die Arbeit durch städtische Fachkräfte ergänzt werden, sodass rund fünf Unterrichtsstunden pro Woche in Doppelbesetzung durchgeführt werden können. Diese Maßnahme begrüßen und unterstützen wir ausdrücklich.
Darüber hinaus setzt die Verwaltung auf den Einsatz von Ehrenamtlichen und Vereinen als Kooperationspartner. Können Sie diese Kooperationen noch konkretisieren? Wie wird dies aufgebaut? Welche Vereine haben hier Interesse bekundet? Und – wie werden die Tagesmütter mit freien Betreuungskapazitäten eingebunden? Diese sehen wir insbesondere im Bereich der Frühbetreuung zur Unterstützung der Elterninitiativen als große Chance und Bereicherung.
In den Kitas haben wir mit dem Offenburger Modell und dem Malteser Hilfsdienst die Sicherung einer Ganztagsbetreuung von bis zu neun Stunden geschaffen. Der Betreuungsumfang wird sich für die Eltern, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, mit der Einschulung des Kindes auf acht Stunden reduzieren. Wäre die Einbindung der Malteser in den Ganztagsschulbetrieb, beispielsweise in der Frühbetreuung und/oder Nachmittagsbetreuung denkbar? Ggf. auch in Kombination mit den Elterninitiativen? Wir bitten die Stadtverwaltung nochmals eindringlich zu prüfen, wie eine Frühbetreuung über die Elterninitiativen hinaus möglich wäre.
Ansonsten unterstützen wir die Umsetzung der Variante 4b und stimmen der Beschlussvorlage zu. Vielen Dank.
Ihre FWO-Fraktion